Universität oder Fachhochschule – Welcher Hochschultyp passt besser zu dir?
In diesem Blogartikel erfährst du, wo die Unterschiede zwischen Universitäten und Fachhochschulen liegen und zu wem welcher Hochschultyp besser passt.

München. Eine der wichtigsten Fragen im Zuge der Hochschul-/Studiengangwahl, die sich jeder Studieninteressierte stellt, ist, an welcher Art von Hochschule man das Studium aufnehmen möchte. Über 95% der Studierenden sind an einer Universität oder einer Fachhochschule eingeschrieben. Doch worin unterschieden sich die beiden Hochschultypen? In diesem Blogartikel grenzen wir sie voneinander ab und gehen auf mögliche Vor- und Nachteile von Universitäten beziehungsweise Fachhochschulen ein. Nach dem Lesen bist du der Antwort auf die Frage „Universität oder Fachhochschule?“ hoffentlich ein ganzes Stück näher!
Überblick
Bevor wir auf spezifische Vor- und Nachteile eingehen, gilt es zu klären, was Universitäten und Fachhochschulen eigentlich sind. Erstere sind Hochschulen, die in dieser Form praktisch seit fast 1000 Jahren existieren. So gilt die bereits 1088 in Italien gegründete Universität Bologna als erste Universität Europas. Universitäten sind Institutionen der Wissenschaft, an denen in einer großen Bandbreite von Fachgebieten geforscht, gelehrt und studiert wird. Früher stand allein den Universitäten das Promotions-/Habilitationsrecht zu, mittlerweile ist eine Promotion aber auch an anderen Hochschultypen möglich. Um an einer Universität studieren zu können, benötigst du entweder eine Allgemeine Hochschulreife (Abitur) oder eine Fachgebundene Hochschulreife. Zweitere ermöglicht dir allerdings nur das Studium in fachlich einschlägigen Studienfächern.
Fachhochschulen sind im Jahr 1968 in Folge andauernder Bildungsdiskussionen aus den Fach- und Ingenieurschulen entstanden. Alternativ zur Bezeichnung „Fachhochschule“ werden heute auch die Begriffe „Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW)“ (auf Englisch „University of Applied Sciences“) oder einfach nur „Hochschule“ verwendet – wie etwa im Fall der „Hochschule München“. Fachhochschulen fokussieren sich dediziert auf anwendungsnahe Lehre und praxisbezogene Forschung. Die Forschung an Fachhochschulen findet beispielsweise häufig in Kooperation mit regionalen Unternehmen statt und trägt damit zum Wissens- und Technologietransfer zwischen Hochschule und Praxis bei. Mittlerweile ist es theoretisch möglich, auch an einer Fachhochschule zu promovieren. In einigen Bundesländern direkt an der Fachhochschule oder alternativ in Kooperation mit einer Universität. Anders als an Universitäten kannst du an Fachhochschulen neben dem Abitur und der fachgebundenen Hochschulreife auch mit einer Fachhochschulreife (auch Fachabitur genannt) studieren.
Nachfolgend gehen wir auf besonders beachtenswerte Unterschiede zwischen Universitäten und Fachhochschulen ein, nämlich auf Unterschiede (1) in der Breite des Fächerangebots, (2) der inhaltlichen Ausrichtung, (3) im Lernumfeld sowie (4) im Grad der Selbstbestimmung beim Lernplan.
Breite des Fächerangebots
Wie bereits erwähnt unterscheiden sich Universitäten und Fachhochschulen unter anderem in ihrem Fächerangebot. An den meisten Universitäten gibt es eine Vielzahl von Fakultäten, die wiederum eine große Menge an Studienfächern umfassen. Einige Fächer wie Medizin oder Rechtswissenschaften werden sogar ausschließlich an Universitäten angeboten. Ein Beispiel für das breite Fächerspektrum der Universitäten ist das Studienangebot der Ludwigs-Maximilians-Universität München. Mit 18 Fakultäten werden dort von Wirtschafts- und Sozialwissenschaften über Medizin, Jura und Philosophie bis hin zu Natur-, Sprach- und Kulturwissenschaften annähernd alle Themengebiete abgedeckt. Natürlich gibt es aber auch hier Ausnahmen. Zum Beispiel bieten die technischen Universitäten und privaten Universitäten meist nur Studienfächer aus bestimmten Fachrichtungen an, sodass das Studienangebot insgesamt nicht ganz so breit ist wie das der „herkömmlichen“ Universitäten.
Im Gegensatz zu den Universitäten entspricht das Studienangebot an Fachhochschulen in der Regel der generellen fachliche Ausrichtung der Hochschule. Beispielsweise bietet die TH Brandenburg nur Studienfächer aus den drei Themengebieten Informatik und Medien, Technik und Wirtschaft an, da der inhaltliche Fokus der Hochschule klar auf technisch-wirtschaftlichen Themengebieten liegt. Nicht selten bieten Fachhochschulen auch spezialisierte Studiengänge an, in denen dir bereits sehr konkrete Inhalte vermittelt werden. Dadurch wirst du besonders gut auf den Berufseinstieg im jeweiligen Bereich vorbereitet.
Theoretischer oder praktischer Fokus
Ein weiterer wesentlicher Unterschied, der zwischen Universität und Fachhochschule herrscht, ist der Fokus der jeweiligen Hochschule auf eher theoretische beziehungsweise anwendungsorientierte Inhalte. An der Universität wird dir eine breitere Grundlage an eher theoretischem Fach- und Methodenwissen mitgegeben, die es in deiner zukünftige Beschäftigung anzuwenden und gegebenenfalls zu vertiefen gilt. Da deine Professor:innen neben der Lehrtätigkeit auch ihrer eigenen Forschung nachgehen, sind sie bestens dazu qualifiziert, dich zu eigenständigem analytischen und strukturierten Problemlösen im von dir gewählten Studienfach zu befähigen. Das soll allerdings nicht bedeuten, dass dich die Universität nur auf ein weiterführendes, vertiefendes Master-Studium oder eine Karriere als Wissenschaftler:in vorbereitet. Im Gegenteil, durch dein breites Grundwissen und die erlernte Methodik bist du bereits nach dem Bachelor gut auf einen möglichen Berufseinstieg vorbereitet.
An Fachhochschulen sind Forschung und Lehre in der Regel anwendungsorientierter als an Universitäten, denn Studieninhalte werden hier oft anhand von konkreten Beispielen aus der Praxis vermittelt. Um der Praxisnähe an Fachhochschulen gerecht zu werden, müssen FH-Professor:innen mindestens drei Jahre außerhalb des Hochschulbereichs gearbeitet haben. An vielen Fachhochschulen werden außerdem Pflichtpraktika oder sogar ganze Praxissemester in den Studienverlaufsplan eingebunden, um die zuvor erlernten Inhalte mit direkter Praxiserfahrung zu verknüpfen.
Große Vorlesungen oder Studium im Klassenverband
Ein weiterer Unterschied zwischen den beiden Hochschultypen ist das Lernumfeld. An Universitäten bist du häufig einer von mehreren hundert Studierenden, die sich die Vorlesungen in großen Hörsälen anhören. Du bildest einen Teil der umfangreichen Studierendenschaft und hast in der Regel etwas weniger persönlichen Kontakt zu den Dozent:innen. Neben den Vorlesungen gibt es aber auch Veranstaltungen mit einer geringeren Anzahl an Teilnehmer:innen – beispielsweise bieten wissenschaftliche Mitarbeiter:innen oder Tutor:innen aus höheren Semestern Übungen und Tutorien zur Wiederholung der Inhalte und Klärung fachlicher Fragen in Kleingruppen an.
Dagegen ähnelt das Studium an den meisten Fachhochschulen eher der Zeit in der Schule – angeleitet von den Dozent:innen lernst du hier in kleineren Gruppen. Durch den engen Kontakt zu Dozent:innen und Kommiliton:innen entsteht eine deutlich interaktivere Lernatmosphäre, die sich sehr von den klassischen Vorlesungen an einer Universität unterscheidet.
Flexibles oder strukturiertes Studium
Nicht zuletzt unterscheiden sich die beiden Hochschultypen auch hinsichtlich der Flexibilität im Studium. An einer Universität ist es häufig möglich, sich das Studium nach seinen persönlichen Vorlieben zu gestalten, nur die Rahmenbedingungen werden dir dabei von der Universität vorgegeben. Welche Module du wann belegst und ob du das Studium gegebenenfalls mal ein Semester pausierst, ist ganz deine Entscheidung. Auch gibt es im Normalfall keine Anwesenheitspflicht, sodass du dir die Inhalte auch im Selbststudium oder zusammen mit Kommiliton:innen erarbeiten kannst. Solange du deine Prüfungen im jeweiligen Modul bestehst, hast du als Student:in einer Universität viel Spielraum, dir den Uni-Alltag nach deinen Vorstellungen zu gestalten. Diese Flexibilität kann von Vorteil sein, beispielsweise wenn du neben dem Studium arbeiten möchtest.
Etwas anders sieht es an den Fachhochschulen aus. Durch das Studium im „Klassenverband“ werden dir häufig viele Dinge vorgegeben – beispielsweise wie dein Studienverlaufsplan aussieht, in welchem Semester ein Praktikum ansteht oder zu welchem Zeitpunkt ein Auslandssemester möglich ist. Das kann aber durchaus vorteilhaft sein, weil du dich so voll und ganz auf deine Studium konzentrieren kannst. Außerdem bieten einige Fachhochschulen auch duale Studiengänge an. Dadurch kannst du auch im eher strukturierten Fachhochschul-Studium einer bezahlten Tätigkeit nachgehen.
Studienwechsel zwischen Universität und Fachhochschule
Obwohl die Abschlüsse an Universitäten und Fachhochschulen seit der Bologna-Reform offiziell gleichwertig sind, kann es vor allem beim Wechsel von einer Fachhochschule an eine Universität Schwierigkeiten geben, also zum Beispiel, wenn man im Anschluss an einen FH-Bachelor noch einen Master an einer Uni machen möchte. In einigen Fällen werden die an der Fachhochschule erbrachten Studienleistungen nicht anerkannt, sodass ein Wechsel nicht möglich ist. Diese Probleme lassen sich aber umgehen, wenn du dich rechtzeitig informierst und dich um die für einen Wechsel notwendigen Voraussetzungen kümmerst. Beispielsweise, indem du zusätzlich bestimmte Module belegst, eine Zulassungsprüfung absolvierst oder dir Bescheinigungen von deiner Hochschule ausstellen lässt.
Fazit
Ob du an einer Universität oder einer Fachhochschule studieren solltest, ist letztendlich eine sehr persönliche Entscheidung. Wenn du lieber mehr Freiraum im Studium haben möchtest, ist die Universität die richtige Wahl. Hier wird dir eine breite Grundlage an Fach- und Methodenwissen in großen Vorlesungen mit vielen Teilnehmern vermittelt. Wie und wann du welche Kurse belegst, bleibt in der Regel dir überlassen. Falls dir eher das Lernen im „Klassenverband“ zusagt und du auf etwas Freiheit bei der Organisation deines Studiums verzichten kannst, solltest du dich gegebenenfalls für ein Studium an der Fachhochschule entscheiden. Dozent:innen die bereits berufliche Erfahrungen in der Praxis gesammelt haben, bereiten dich hier in einem interaktiven Lernumfeld auf den Berufseinstieg vor. Die vermittelten Inhalte sind dabei deutlich anwendungsorientierter als an Universitäten und beziehen sich häufig auf konkrete Beispiele aus der Praxis. Grundsätzlich sei aber gesagt, dass die Arbeitsmarktperspektiven für die Absolvent:innen beider Hochschultypen gut sind, sodass du dir bei der Wahl deiner Hochschule keine Gedanken um einen zukünftigen Arbeitsplatz machen musst.
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